Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Köln ist eine Ballade in drei Teilen der Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff. Das 1840/42 in Rüschhaus verfasste Werk wurde erstmals 1844 in ihrem Band „Gedichte“ publiziert. Das Gedicht wurde zuvor 1841 von dem mit ihr befreundeten Levin Schücking in seinem Band Das malerische und romantische Westphalen aufgenommen.
Text
Form und Aufbau
Die Ballade besteht aus zweiundzwanzig Strophen zu je sieben Versen. Die Strophen weisen durchgängig das Versmaß als Jambischer Vierheber auf. Die einzelnen Strophen sind siebenzeilig angelegt, wobei die letzte Zeile im Reimschema [ababccb] jeweils den Reim der zweiten und vierten Zeile aufgreift.
Handlung
Erster Teil
Graf Isenburg ist mit seinen 25 Bewaffneten zu einem Hinterhalt ausgeritten, um den Erzbischof Engelbert gefangen zu nehmen, und lauscht dabei den Einflüsterungen seines Begleiters Rinkerad auf Rache für erduldete Schmach.
Zweiter Teil
„Der mächtige Prälat, der kühne Erzbischof von Köllen“, begleitet nur von zwei Edelknaben, zwei Reisigen und drei Äbten, reitet an einem nebeligen Novembertag durch einen Wald. In Gedanken an seinen geplanten Dombau wird er von fünffacher Übermacht überfallen und dabei von Rinkerad getötet. Isenburg bereut die voreilige Tat und beklagt den Tod des Erzbischofs.
Dritter Teil
Isenburg ist am Rabenstein bei Köln hingerichtet worden, sein Wappenschild als Zeichen der Ächtung zerbrochen, seine Burg zerstört. Während im Dom die Trauerfeier für Engelbert stattfindet, beklagt seine Witwe den Tod des Grafen und das künftige Schicksal ihrer Söhne.
Historischer Hintergrund
Ausgangspunkt der Ballade ist die Ermordung des Erzbischofs und Grafen von Berg Engelbert I. von Köln am 7. November 1225 bei Gevelsberg im kurkölnnischen Herzogtum Westfalen, wo er auf der Rückreise vom Sendgericht in Soest von einer Gruppe Bewaffneter unter Führung seines Verwandten, Graf Friedrich von Isenberg, überfallen und von dessen Ministerialen erschlagen wurde. Als Motiv der Tat gilt, dass Engelbert dem Bruder von Isenburgs Gemahlin den Besitz der Grafschaft Berg vorenthalten habe („dem zu dem Kreuz [das Kurkölnische Kreuz] die Rose [die Isenburger Rose] passte“). Als Strafe für seine Tat wurde Graf Friedrich von Isenberg am 14. November 1226, ein Jahr nach der Tat, in Köln vor der Severinstorburg öffentlich durch Rädern hingerichtet und die Isenburg von den Truppen des Erzbischofs Heinrich von Molenark geschleift.
Die Ermordung Engelberts steht in der mittelalterlichen Kirchengeschichte nicht isoliert. So wurden Arnold von Selenhofen, Erzbischof von Mainz, 1160 und Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury, 1170 ermordet.
Zeitgeschichtlicher Bezug
Einen zeitgeschichtlichen Bezug in der militanten Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche fanden die Ereignisse um Erzbischof Engelbert in den Kölner Wirren um Clemens August Droste zu Vischering, einem Verwandten der Droste, für den diese sich in ihren Briefen einsetzte. Von 1835 bis 1845 Erzbischof von Köln war er wegen seiner kompromisslosen Haltung in der Mischehen-Frage am 20. November 1837 verhaftet und bis zum April 1839 auf der Festung Minden gefangen gehalten, um vor allem in seiner Heimatstadt Münster als „Märtyrer von Minden“ Verehrung zu finden. Erst 1842 konnte der Kölner Kirchenstreit offiziell nach Verhandlungen zwischen Staat und Kirche beigelegt werden. Auch wenn die Droste in ihrem gleichzeitig entstandenen Gedicht keinerlei Andeutungen auf diese Ereignisse macht, so waren sie im allgemeinen Bewusstsein zu präsent, um nicht wahrgenommen zu werden.
Rezeption
Unter dem Titel „AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen. Das Mittelalter an Rhein und Ruhr“ veranstaltete das LWL-Museum für Archäologie und Kultur, Westfälisches Landesmuseum in Herne 2010 eine Sonderausstellung sowie, mit direktem Zitat aus dem Droste-Gedicht „Zerbrochen ist sein Wappenschild, mit Trümmern seine Burg gefüllt – Die Grabungsfunde von der Hattinger Burg Isenberg“, das Museum im Bügeleisenhaus in Hattingen 2018 eine Ausstellung.
Literatur
- Walter Silz: Annette von Droste-Hülshoff: Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Köln. In: University of Wisconsin Press, Monatshefte 55, 1963, S. 216–224.
Weblinks
- Text im Droste-Portal
Einzelnachweise




